Reisebericht

von Bernd & Lisa

 

...diesmal "kein Meer und keine Berge" war die Vorgabe von Lisa - also wurde es nur eine kleine Runde,
eine Mini Tour de France.

 

Kurze Etappen von 100 - 200NM machen das Rundreisen natürlich sehr entspannt - man ist ja immer "gleich da" - und so ging es diesmal auf eine kleine UL-Runde durch Frankreich.  Unkompliziert ist unser Nachbarland bzgl. Flugplätzen, deren Nutzung und der flugleiterlosen Daueröffnungszeiten. Deutlich mehr Vorbereitungszeit nehmen aber die vielen LFRs, LFPs, die NOATMs und die AIP SUPs in Anspruch. Auch die Spritversorgung ist ausserhalb der Platzöffnungszeiten häufig etwas weniger einfach.
Die Lufträume und NOTAMs bekommt man bei der Routenplanung mit EasyVFR schnell in den Griff und für die Spritversorgung haben wir uns eines französischen "Wunderdings" bedient - wir haben eine TOTAL-Card für AVGAS 100LL beantragt und nach gefühlt 200 Schriftstücken und Unterschriften und Beglaubigungen und Erklärungen auch schließlich erhalten - golden ist sie und auch die Kennung unsers Fliegerchens ist in erhabenen Lettern eingeprägt - starr vor Ehrfurcht halten wir sie in Händen. (Ich glaube, eine Villa an der Cote d'Azur zu kaufen, wäre einfacher gewesen ;)

 

 GAFOR ist perfekt und der FPL ist aufgegeben....


Die Papa-Kilo ist abflugbereit und der Tour-Plan steht.

Die Erste Etappe geht von Lüli Richtung Westen, über den Rhein, entlang der Mosel, durch Luxembourg direkt nach LFQA Reims Prunay.


Nördlich von ELLX ist Luxembourg Approach immer deutlich besser als Brussels Information.
Nach unserem "Delta-Papa-Kilo, 6NM east of BETEX, altitude 2400 ft, crossing your airspace from east to west." bekommem wir vom Controller selbst für den Airspace Golf noch ein nettes "Delta-Papa-Kilo, crossing approved."
Dann schubst er weiter ganz entspannt seine Airliner von und nach ELLX über uns hinweg.


Nach nur 2:05h landen wir in LFQA Reims / Champagne und sind damit auch schon am Tagesziel - komisches Gefühl  ;-)

...ich weiß... ich muss endlich mal den Randbogen lackieren, den ich mir in LFSJ am Flugplatz-Zaun verrammelt habe ;-))

So geht es VFR an vielen französichen Flugplätzen:
Closing of Flight Plan, Taxi, Essen, Trinken, Schlafen.

Mehr "Flugleitung" als auf dieser Tafel ist wirklich nicht nötig!

 

 


Mit dem Taxi fahrern wir direkt vor unser Hotel und starten von dort zu Fuß in die City. Reims ist eine recht schöne Stadt mit vielen Bars, Cafes und Restaurants in einem belebten Fußgängerzonenbereich und mit der beeindruckenden Kathedrale Notre-Dame de Reims.



Am Abend erleben wir dann noch eine wirklich irre Audio-Video-Beamer-Show auf der Frontseite der Kathedrale.


Unser Vorhaben für den nächsten Tag heißt:
Flug von LFQA Reims südlich an Paris vorbei, nach LFRM Le Mans zum Tanken und um den Cirquit du Mans mal "von oben" zu sehen :-)
 
Der kleine GA Wartebereich vor dem Abflug in Reims zeigt deutlich: Wir sind in der Champagne.

- leider lässt es die Zuladung unserers Fliegerchens nicht zu, daß wir hier noch einen dicken 6er Karton Veuve Clicquot einladen. Dafür bekommen wir nebenbei noch den Start einer zivil betriebenen L-39 Albatros mit - Beeindruckend, mit welchen Dingen manche Menschen doch so "rumspielen" können!


Nach dem Start wuseln wir uns mit Hilfe von EasyVFR problemlos durch das südlich von Paris liegende NOTAM und Luftraum Gewirre und crusen gemütlich, mit leichter Thermik durchschaukelt und mit Seine Information auf den Ohren, über die endlose Landschaft Zentralfrankreichs.

Nach etwas weniger als zwei Stunden nähern wir uns LFRM Le Mans Arnage, der Platz der direkt neben der Rennstrecke liegt.
Noch bis gestern war der Platz mit NOTAMs gepflastert und nicht anfliegbar, da an diesem Wochenende das Le Mans 24h Classic Rennen stattfand. Doch heute, nur einen Tag später, ist es wieder ein etwas verschlafener Verkehrsflugplatz, an dem problemlos gelandet werden kann.

Nach dem Einleitungsanruf melden wir: "Delta Papa Kilo, a short stop for a Cup of Coffe and for Refueling.", wohlwissend, dass dort am Platz ein TOTAL-Tankautomat installiert ist.
Die Antwort der netten AFIS-Dame: "Delta Papa Kilo, do you have a Total-Card?"
Wir: "Delta Papa Kilo, yes, we have a Total-Card."
Darauf hin die sofortige Rückfrage der Dame, mit einem Ton der vollkommen Ungläubigkeit, vermischt mit gleichzeitiger Verwirrung und Bewunderung:
"Delta Papa Kilo, Confirm, yooou haaave a TOTAAAAL-Caaard????!?"
Wir: "Delta Papa Kilo, Affirm, we have a Total-Card."

...Wildes Gelächter bei uns im Cockpit - das Ding muss in Frankreich wohl echt ein Heiligtum sein, vermuten wir...   ;-)

Um Stadion, Hippodrom und Rennstrecke herum sortieren wir uns in einen rechten Gegen-, Quer- und Endanflug auf die Piste 02 ein.

Dann wollen wir doch mal sehen, ob das güldene Wunderkärtchen auch wirklich funktioniert...         ...Piep, Piep, Piep...


...and indeed, the pump is up and running and the fuel flows!  :-)

 
In LFRM am Platz gibt es leider keinerlei Cafe oder Restaurant und so versorgt uns Lisa als Head of Ground-Ops im Terminalgebäude mit Automatenkaffee und Bonbons vom GA Desk während ich die gerade einmal 2,76 Euro Landegebühr bezahle.


Nach dieser kleinen Pause geht es dann mit einem kurzen 30 Minuten-Hüpfer unserem Tagesziel LFOQ Blois Le Breuil an der Loire entgegen.
Der Start und der Steigflug erfolgen nun genau entlang des Motodroms des Circuit du Mans und man sieht die Streckenführung wie eine Spielzeug Carrerabahn unter sich vorbeiziehen.

Nach ca. 44NM Richtung Ost-Süd-Ost landen wir auf der 02 Grass in LFOQ Blois. Da hier keine Verzurrmöglichkeiten zu finden sind, kommen nun unsere Alu-Wurmis zum Einsatz, die sich wirklich bombenfest in den Boden drehen lassen - noch den Steuerknüppel fixieren und unser Fliegerchen ist gesichert.


Während wir auf dasTaxi warten, bekommen wir bei den sehr netten Fliegerkollegen des ACBV Air-Club Blois Vendome noch ein paar Tips zu den Châteaux de Loire und zwei kalte Oranginas :-)


Da wir hier in Blois zwei Übernachtungen und einen "no fly day" haben, können wir die Stadt ganz in Ruhe erkunden und uns alle Winkel erlaufen.


Auch am Château royal de Blois gibt es eine wunderbare Illuminations-Show, die mit Einbruch der Dunkelheit den gesamten Innenhof des Schlosses in ein großes Bilderbuch verwandelt.


Am "no fly day" ergattern wir abends in einer der Gaststätten in der Innenstadt noch einen der wenigen freien Tische, die Blick auf einen Fernseher haben. Und so erleben wir dann bei Weißwein und sehr gutem Essen den WM Halbfinal-Sieg der "Les Bleues"!

Für die Franzosen heißt es nun: "Les Bleus en Finale!" - aber unser Etappenziel für den nächsten Tag lautet: LFGZ Nuits St. Georges und "ein Schloss mit Landebahn". Zum Tanken planen wir noch einen kleinen Umweg über LFGF Beaune.

Head of Ground-Ops entknibbelt den Flieger aus seiner Übernachtungsverankerung.

Die Papa-Kilo ist bereit zum Weiterflug Richtung LFGF und LFGZ.
Nix los am Platz, kurz den Windsack checken und "Delta Papa Kilo, roule au point d'arrêt, Piste douze...."


Die Wolkenbasis ist niedrig und auch ein paar LF-Rs unterfliegen wir mit ca. 750ft GND und quiekendem GARMIN. Dabei verliert uns Seine Info immer mal wieder vom Radarschirm und fragt gelegentlich nach unserer Position. Durch die Abdeckung ist es aber thermikfrei und wir kommen bequem voran.

Etwa 20NM süd-westlich von Auxerre führt unsere Route - vollkommen zufällig - genau über Guédelon hinweg. Ein Bauprojekt, das wir schon lange auf unserer "zu besuchen" Liste haben. In Guédelon versucht eine Gruppe Archäologen, Handwerker und Freiwillige lediglich mit den Mitteln und Möglichkeiten des Mittelalters, eine komplette Burg zu errichten. Der Bau ist über die Jahre hinweg schon beeindruckend fortgeschritten und wir lassen es uns natürlich nicht nehmen, ein paar Runden zu drehen und uns das Ganze mal von oben anzuschauen.

Wir haben die Loire hinter uns gelassen und kommen in die Bourgogne. Nach nicht ganz zwei Stunden Flugzeit schweben wir über die grünen Hügel der Cote d'Or hinweg auf Beaune zu.
"Beaune Information, Delta-Mike-Tango-Papa-Kilo, sept Miles ouest de l'Aerodrome, trois mille pied, pour Atterisage".
Der Platz LFGF Beaune Challanges liegt östlich der Stadt und da sich im Funk sonst niemand meldet, umfliegen wir Beaune südlich und bauen uns einen Quer- und Endanflug auf die Piste 03 zusammen. Nach der Landung rollern wir direkt auf das kleine TOTAL Tankhäuschen am Rande des Vorfeldes zu.


Das Tanken klappt auch hier wieder problemlos und schnell mit unserer goldenen Wunderkarte. Das Clubhaus ist geschlossen aber auf einem Aushang steht geschrieben, dass zwar keine Landegebühr erhoben wird, sich der Beaunois Aero Club aber über eine Spende freut. Wir freuen uns über diesen prima Flugplatz auf dem wir hier einfach so landen können und werfen 10,- Eur in den Briefkasten.
Nach kürzester Zeit sind wir wieder abflugbereit, sortieren uns per Funk zwischen eine Robin, die begonnen hat Übungsplatzrunden zu drehen, machen einen BackTrack und starten zu dem nur wenige Meilen kurzen Hüpfer Richtung nord-ost, nach LFGZ Nuits Saint Georges.
Wir überfliegen den Platz, geben Blindmeldungen ab, suchen den Windsack und er signalisiert uns: "Piste 11 sollte passen".

Das Ganze geht über ansteigendes Gelände, über ein paar Gebäude, Masten und eine Freileitung. Der Anflug ist etwas hoch, ich kenne den Platz nicht und wir kommen etwas zu lang. Gas rein und durchstarten.
Der zweite Anflug passt und wir rollen über Gras bis auf das kleine Vorfeld. Dort treffen wir zufällig auf fünf Fliegerkollegen aus dem Berliner Raum, die mit zwei Echo-Maschinen auch auf einer "Tour de France" sind und für heute Nacht ebenso "Schloß mit Landebahn" gebucht haben.

Unser Hotel - das Chateu de la Berchère - liegt keine 150 Meter vom Pistenende entfernt und so schreiten wir nach wenigen Minuten zu Fuß durch das ehrwürdige Hauptportal.


Echt super, so'n Schloß... Wenn ich mal König von Frankreich werde, dann bau' ich mir auch so eins...  mit Landebahn!   ;-)


Der Abend kingt dann aus mit einem sehr guten Essen und noch einem spontanen Absacker-Wein mit den Berlinern in der Fußgängerzone von Nuits St Georges.


Der letzte Tour-Tag startet mit einem wunderbaren Frühstück im Schloß, dem Wetter- und NOTAM Check in EasyVFR und dem Aufgeben des FPLs.
Unsere Route geht über PENDU nach EDTG Bremgarten zum Pipi machen und Tanken und von dort Richtung Norden zurürck nach LüLi.


Die DFS-Bestätigungs SMS ist angekommen, die Packsäckchen sind verstaut, die Papa-Kilo vorfluggecheckt und abflugbereit.


Nach unserer Statusabfrage zur LF-R 45 S7 bekommen wir von Bale Info die schöne Rückmeldung:

"Delta-Papa-Kilo, there are no restricted active, you can fly direct to Bremgarten."
...coool! :-)


Wir genießen den wunderbaren Flug und kommen zwischen dem Jura im Süden und den Vogesen im Norden druch die Burgundische Pforte langsam dem Rhein entgegen.

Nach der Landung schließt Bremgarten Info unseren FPL und wir können die Papa-Kilo wieder mit gutem Bleifrei befüllen.

Bei MeierMotors stehen heute gleich zwei gewaltige P51 Mustang vor dem Hangar. Ich kann Lisa aber leider nicht davon überzuegen, unsere FK9 gegen eine der beiden einzutauschen  ;-)

Nach diesem kurzen Stop geht es weiter zwischen der CTA Karlsruhe Baden-Baden und den Hängen des Schwarzwaldes entlang Richtung Norden.
Die Kontaktaufnahme mit Langen Information ist in dieser Gegend bei nicht ganz so großer Flughöhe immer recht schwierig und nachdem wir nur knapp zur Kollegin "durchgekommen" sind löst sie das Ganze sehr geschickt mit: "Delta-Papa-Kilo, I suggest you contact Strasbourg Approach on 120.700".
So haben wir dann auch in Süddeutschland bis etwa höhe Karlsruhe noch etwas französisches "Funk-Flair" :)

Es geht noch über Hockenheim hinweg und mit 1400ft unter dem Airspace C der CTA EDDF hindurch an Frankfurt vorbei.

Noch ein paar letzte Handgriffe von Ground-Ops und die Papa-Kilo hängt nach nicht ganz so langen 900NM und einer sehr wunderbaren Tour wieder sicher in ihrem Stall in LüLi.


(Und morgen wird geputzt...     ;-)